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Predigten Pfarrer Roland Huth

Vielleicht haben Sie es an einem Sonntag nicht in die Kirche geschafft oder Sie möchten über einen Predigttext noch einmal in Ruhe nachdenken. Pfarrer Roland Huth wird deshalb seine Predigten hier zum Nachlesen einstellen.

(Fehl-)Investitionen…

Predigt vom 13.11.2011 (pdf, 116 KB)

Was wirklich zählt…

Predigt vom 30.10.2011 (pdf, 239 KB)

Dialog des Lebens

Predigt am Sonntag der Weltmission/23. Oktober 2011/Pfarrei St. Augustin, Coburg/Pfr. Roland Huth

1. Lesung: Exodus 22,20-262.      Lesung: 1. Thessalonicher 1,5c-10    Evangelium: Matthäus 22,34-40

„Alle kommen zu dem Baum, niemand kommt vergebens!

Und wir feiern mit dem Baum - schalom - das Fest des Lebens.

Und wir feiern mit dem Baum - schalom - das Fest des Lebens!“

Liebe Geschwister!

So wie der Refrain des zitierten Liedes von Rolf Krenzer erzählt auch das Plakat des heutigen Weltmissionssonntages eine Dialogszene – einen Dialog im westafrikanischen Land Senegal.

Eine Ordensschwester, eine Mutter mit ihrem Kind und zwei Männer stehen zusammen um miteinander zu reden und aufeinander zu hören. Sie haben sich unter dem Baobab-Baum getroffen, dem in der afrikanischen Kultur eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Viele Mythen und Legenden ranken sich um diesen knorrigen und eigenwilligen Baum. In seinem Schatten versammeln sich Menschen im Senegal um Geschäfte zu machen, um Verhandlungen zu führen oder um über ihren Glauben zu diskutieren.

Die Kirche im Senegal ist noch eine verhältnismäßig junge Kirche – eine Kirche im Aufbau und im Aufbruch. In vielen Gebieten entstehen neue Gemeinden, Katecheten werden ausgebildet, Ordensschwestern richten Zentren ein, in denen hilfesuchende Frauen beraten und begleitet werden.

Die Kirche im Senegal ist aber auch eine Kirche in der Minderheit. Nur fünf Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum christlichen Glauben. Die große Mehrheit des Landes ist muslimisch geprägt.

Aber: Die Christen im Senegal verstecken sich nicht. Sie sind eine selbsbewußte Minderheit, die den Kontakt zu den anderen sucht, die eine aktive Rolle im öffentlichen Leben spielt und auch nicht geringen Einfluß hinein in das öffentliche Leben des Landes hat.

„Dialog des Lebens“ nennen das die offiziellen Vertreterinnen und Vertreter der Kirche im Senegal. Und dieser „Dialog des Lebens“ scheint zu gelingen.

Auch bei uns in Deutschland versucht die Kirche, sich auf einen Dialogprozess einzulassen. In einer Situation, die durch viele Schwierigkeiten geprägt ist, soll zumindest ein erster Schritt zu einem Neuaufbruch getan werden.

Damit dieser Dialogprozess allerdings auch ein fruchtbarer Prozess werden kann, darf er nicht zu kurz greifen, darf nicht an Schlagworten hängen bleiben.

Wir müssen uns in vielem vor allem anderen wieder in einen intensiven Dialog um die zentralen Dinge unseres Glaubens und die Gestalt unserer Kirche heute und in Zukunft begeben. Dieser Dialog darf aber nie nur nach innen gerichtet sein. Deshalb dürfen wir – bei aller notwendigen Reform nach innen – nie vergessen, dass die Botschaft des Glaubens ein Geschenk zum Weitergeben ist.

D. h. wir müssen die „Baobab-Bäume“ in unserem Land, in unserer Gesellschaft wieder neu entdecken bzw. diese auch wieder neu zugänglich machen. Die Orte, wo wir wieder in´s Gespräch, in die wirkliche Auseinandersetzung mit den Menschen kommen. Im Mut zu diesem Dialog zeigt sich heute ganz besonders die missionarische Spannkraft unseres Glaubens. Und in der Verweigerung des wirklichen Dialogs auch die vielerorts spürbare Schwäche unserer Kirche und unserer Gemeinden.

Sicher – es gibt Enttäuschungen und Verhärtungen – auf allen Seiten. Und gegenseitig erfahren wir als Einaldende und Eingeladene auch Ablehnung und Verweigerung.

Im Evangelium des heutigen Sonntags zeigt uns Jesus, wie er mit solchen Situationen umgegangen ist. Durch die Art, wie er in den Dialogprozess eingestiegen ist, gelang es ihm, verfahrene Situationen zu wenden und das Gespräch auf den wesentlichen Punkt hin zu führen. Jesus lässt sich in dieser Szene nicht auf ein unfruchtbares Streitgespräch ein. Es hätte eh nur darin enden können, dass einer dem anderen den rechten Glauben abspricht. Diese Streitgespräche kennen wir kirchenintern nur all zu gut! Jesus weist auf die Mitte des Gesetzes hin. Alles hängt für ihn von der Beziehung zu Gott ab. Aber diese wiederum ist untrennbar verbunden mit dem Verhalten unseren Nächsten, den Menschen an unserer Seite gegenüber. Gottes- und Nächstenliebe sind untrennbar miteinander verbunden! Der heilige Augustinus sagt dazu in einer seiner Schriften: „Die Liebe zu Gott steht in der Ordnung des Befehlens an erster Stelle, die Liebe zum Nächsten aber ist die erste in der Ordnung des Handelns“!

Jesus ging es in allem, was er sagte und tat, um das Heil der Menschen. Und zwar um das Heil immer gerade dessen mit dem er zu tun hatte, der vor ihm stand, der mit ihm redete.

Zur Grundhaltung des Dialogs gehört dieses uneingeschränkte Wohlwollen dem anderen gegenüber. Dieses Wohlwollen bestimmt den sog. „Dialog des Lebens“ den die Chisten im Senegal führen. Weil die anderen dieses Wohlwollen spüren, lassen sie sich auf den Dialog mit dieser christlichen Minderheit ein und so gelingen immer mehr Schritte zu einem guten Miteinander in der senegalesi-schen Gesellschaft, aber auch zwischen den Religionen in diesem Land.

Also bleibt für uns die Aufgabe, dass wir in Deutschland Baobab-Bäume anpflanzen – oder unsere Dorflinden wieder raktivieren, oder uns unter den Eichen im Hofgarten treffen…

„Alle kommen zu dem Baum!

Niemand kommt vergebens.

Und wir feiern mit dem Baum

- schalom - das Fest des Lebens!

Und wir feiern mit dem Baum

- schalom – das Fest des Lebens.“

 

Predigt vom 23.10.2011 - Sonntag der Weltmission (pdf, 73 KB)

Einladend sein – weil ER uns einlädt!

Predigt am 28. Sonntag im Jahreskreis/09.10.11/Coburg, St. Augustin/Pfr. Roland Huth

1. Lesung: Jes 25,6- 10a2.      Lesung: Phil 4,12-14.19.20          Evangelium: Mt 22,1-10

„Schön ist Beisammensein.

Die Haut friert nicht.

Alles ist leise und gut.

Das Herz schlägt ruhig.“

Liebe Geschwister!

Von Kurt Tucholsky stammen diese anfänglichen Zeilen. „Schön ist Beisammensein. Die Haut friert nicht. Alles ist leise und gut. Das Herz schlägt ruhig.“

Beim nochmaligen Hören mag´s uns eventuell etwas schütteln. Was soll dieses schwülstige Zitat? Gefühlsschwer und – naja, wenn man ehrlich ist – es mutet ein wenig kindlich an! „1 Schnipsel“ nennt Kurt Tucholsky diese Zeilen.

„Schön ist Beisammensein…“

Aber fangen wir doch bei uns an. Wenn Festtage vor uns liegen- und derer gibt´s in der Regel ja genug bei denen, die nicht zu den absoluten Feierverwei-gerern gehören – dann wird geplant und organisiert. Die Maschinerie läuft an und das Überlegen: Wann feiern wir und wo, wer wird eingeladen – und dabei schleichen sich schon die ersten Schwierigkeiten an: Wenn ich den einlade, kann ich dann die eigentlich einladen? Wie verteile ich die Gäste…um Unannehm-lichkeiten und Peinlichkeiten zu vermeiden. Wie geschieht die Selektion, d. h. wer bekommt noch die Ehre…und wer gehört nicht mehr zum „inneren Zirkel“.

Das ist die eine Seite! Die andere kommt mit der Post oder per e-mail. Wenn ich der oder die Eingeladene bin! Gehe ich hin? Habe ich überhaupt die Zeit – oder die Lust, um teilzunehmen? Opfere ich dafür meinen Abend oder bin ich voller Vorfreude? Ich bin mir sicher, dass ich dieses ganze Szenario nicht weiter ausführen muss…wir haben es wohl alle schon gut durchexerziert.

„Schön ist Beisammensein…“ Tucholsky hat mich noch auf eine andere – aber vielleicht doch gar nicht so ganz andere - Färte gebracht…weg von den engen heimischen Tischen und Gesellschaften…und doch mittendrin an unseren Tischen.

Die Begriffe „Eurorettungsschirm“, der drohende Bankrott Griechenlands und das Bankenrating treiben uns augenblicklich schwer im gesellschaftspolitischen Bereich um.

Die Frage nach den Tischgemeinschaften in unseren Kirchen und zwischen unseren Konfessionen ist ein dauerhaft schmerzender Stachel mitten in unserer christlichen Weggemeinschaft.

Aber auch die Problematik der in vielem nicht mehr funktionierenden Tischgemeinschaften in unseren Lebensverbünden, unseren Familien und Lebensgemeinschaften fordern uns wirklich gut als Weltengemeinschaft – aber auch als christliche Gemeinschaft - heraus.

Die 1. Lesung aus dem Buch Jesaja bringt uns eine grandiose Vision. Nach allen kriegerischen Auseinandersetzungen, die das Volk zu überstehen hatte, entsteht im Bild vom großen Festmahl der Völker wieder neu die Friedensvision, die schon fast verloren gegangen zu sein schien. „An jenem Tag wird der Herr der Heere auf diesem Berg - dem Zion – für alle Völker ein Festmahl geben….An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten!“

Jesus selbst nimmt im Evangelium eine uns nicht gänzlich unbekannte Szenerie zum Anlass, um den Menschen seiner Zeit - auch seinem eigenen Volk – etwas nahe zu bringen.

Da wird eine Hochzeit vorbereitet, groß eingeladen….und alle haben Ausreden. Oder noch schlimmer: Sie kümmern sich noch nicht einmal um die ausge-sprochene Einladung….sie ignorieren es einfach! Die Erstadressaten kommen nicht. Der König lässt durch seine Diener eine andere – sicher in manchem illustere Schar einladen. Die Diener „holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen“. Zu dieser zweiten Gruppe gehören dann ja auch wohl Sie und ich, liebe Geschwister!

Ja – und jetzt zum dritten Mal: Tucholsky:

„Schön ist Beisammensein.

Die Haut friert nich.

Alles ist leise und gut.

Das Herz schlägt ruhig.“

Warum? Weil ich glaube, dass wir hinter allem, was uns auch zu recht beschäftigt, Sorgen bereitet, vor große Aufgaben stellt, nicht das vergessen dürfen, was Grundbestimmung für uns Christen war und ist – auch wenn es manchen von uns weh tut – ob binnenkirchlich betrachtet oder gesamtgesell-schaftlich. Dort, wo die Einladung nicht mehr ausgesprochen wird, dort, wo Einladungen auch ignoriert werden, dort, wo die Wertschätzung in ein Klassifi-zieren zwischen Wert und Unwert, erwünscht und unerwünscht abrutscht, dort wird Reden und Beten zur Farce.

Dass wir uns nicht falsch verstehen! Das Ringen um die richtigen Wege soll damit keinesfalls unterbunden werden, nicht die gerade und konstruktive Auseinandersetzung. Aber Gott bewahre uns vor alten Biertischparolen, den einfachsten Lösungen, den Ausschlussverfahren, für die wir immer so anfällig sind.

Vieles braucht einen langen Atem, manches sicher auch ein weites und bereites Herz, in allem aber darf uns das Wohlwollen und die Achtung vor jedem Menschen, jeder Kulur und jeder mitgebrachten persönlichen Geschichte nie als Christen verloren gehen.

So, und dann fangen wir halt jetzt und heute bei uns an.

Schauen Sie sich kurz um, denken wir kurz darüber nach, wie wir beieinander sitzen…und ob wir schon in dem angelangt sind, was Kurt Tucholsky mit seinem 1 Schnipsel-Text meint:

„Schön ist Beisammensein.

Die Haut  friert nicht.

Alles ist leise und gut.

Das Herz schlägt ruhig.“

Amen.


Predigt vom 09.10.2011 (pdf, 119 KB)